Anhalten- Sein- Lassen- Leben

Länger jung bleiben durch Entschleunigung


„Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen."
Mahatma Gandhi (1869-1948)


Wir können die Zeit nicht anhalten, aber wir können sie neu gestalten lernen. Wichtig ist das, wo die Beschleunigung im Alltag Selbstaufgabe und Erschöpfung produziert. Jeder Mensch hat nur eine begrenzte Lebensenergie zur Verfügung - und wer sorgsam mit seinen Ressourcen umgeht, lebt schöner und meistens auch länger.
Die heutige Arbeitswelt, die oft mit einem Minimum an Aufwand und Mitarbeitern ein Maximum an Profit erzielen möchte, zieht das Phänomen des Zeitraffens nach sich. Jeder denkt, entscheidet und produziert unter immer größerem Zeitdruck.

Der Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität ist notwendig.
Zeitmanagement meint nicht, von nun an alles im Schneckentempo zu machen, nur noch Computer zu bedienen oder nach einem optimalen Plan unter ständigem Zeitdruck zu leben. Es bedeutet vielmehr, die frei verfügbare Zeit für Dinge zu verwenden, die wirklich wichtig sind. Dabei wird das gesamte Spektrum zwischen preschender Aktivität und entschleunigenden Ruhephasen ausgeschöpft. Denn nur im Rhythmuswechsel entfaltet sich das ganze menschliche Potenzial.


Die drei Grundsätze der Entschleunigung: 

1. Entschleunigung beginnt, indem man den Blick für Prioritäten schärft: Ist es jetzt wirklich so wichtig, die Fenster zu putzen?

2. Die zweite Devise heißt regelmäßig bewusstes Nichtstun. Zehn bis dreißig Minuten pro Tag, an denen nichts getan wird, schärfen alle Sinne. Das verschafft überdies die besten Einfälle.

3. Gönnen Sie sich Alltagsrituale. Entspannende Beschäftigungen mit Freunden oder eine einsame Radtour in Richtung Natur steigern die Genussfähigkeit.


Sich Zeitsouveränität zu verschaffen, bewusst auszuwählen "Ja" und "Nein" zu sagen bei langweiligen und unsinnigen Dingen, die kostbare Zeit beanspruchen.
Für langjährig Fremdbestimmte empfiehlt sich ein längerer Rückzug, denn nur eine komplette Auszeit schärft die Sensibilität für das, was einem wirklich wertvoll ist und gepflegt werden möchte.


Entschleunigen durch Zeitfenster

Flexible Arbeitsmöglichkeiten und Arbeitszeiten werden zunehmend zur Folge haben, dass Freizeit und Arbeitszeit ineinander übergehen. Der Mensch muß sich zukünftig sein eigenes Zeitmanagement erstellen. Die Zeitkultur der Zukunft wird beides kennen: Bremsen und Beschleunigen, Echtzeit und virtuelle Zeit, Zeiten ohne Pause mit Hektik und Nachtsitzungen, sowie langsame Sommermorgende ohne Plan und Programm. Das ist der neue Reichtum im Zeitalter der Individualisten. Der neue Luxus Zeit. Das Entschleunigen durch Zeitinseln stellt eine neue Variation zur regelmäßigen Entstpannung dar. Eine Art Part-Time-Relaxen innerhalb eines langen Tages, zur Regeneration und um Energie zu tanken. Der gestresste Stadtmensch soll durch die Zeitinseln einen Kontrast zum Alltag erleben. Eine enthobene Atmosphäre lässt den Besucher in eine andere Welt eintreten und den Alltag für eine kurze Zeit vergessen.

Wer Balance hält, ist auch unter hoher Belastung effizient.
Konzentration, hohe Aufmerksamkeit, entschlossenes und konsequentes Handeln, das Aufschieben aktueller Bedürfnisse, Arbeiten unter Zeitdruck und Hektik: All das erfordert alltägliche Anpassungsleistungen. Ist man ausgeruht, sind diese Anpassungsleistungen gut zu erbringen. Nicht aber, wenn der Ausgleich fehlt.
Unter günstigen Umständen am Anfang eines Tages, nach einer Arbeitspause oder einem Urlaub kann diese Leistung ohne nennenswerte Schwierigkeiten vollbracht werden. Im Laufe der Zeit summieren sich die psychischen und physischen Belastungen jedoch. Ermüdung, Monotonie, psychischer Stress und physische Sättigung setzen der Anpassungsleistung eine Grenze.


Unterfordernde Monotonie ist auch ein Stressfaktor

Selbst wenn Arbeiten auf den ersten Blick nicht sehr anspruchsvoll und anstrengend erscheinen, können ermüdungsbedingte Arbeitsabbrüche durch Überlastung folgen. Gerade einförmige und sich wiederholende Tätigkeiten unterfordern und rufen eine Gefühl des Auf-der-Stelle-tretens hervor. Frustrations- und Spannungsgefühle, wie Ärger, Unlust, Unzufriedenheit, Missmut, Gereiztheit, nervöse Unruhe und innere Spannung sowie Abneigung und Widerwillen bedingen dann in der Regel einen deutlichen Leistungsabfall. Gerade hier ist der Freizeitausgleich für das Auffüllen des erlebten Sinnverlustes notwendig.


Ständige Konzentration braucht den Ausgleich

Tätigkeiten hingegen, die eine ständige Präsenz, Aufmerksamkeit und Konzentration fordern, benötigen als Ausgleich Ruhepausen und Freizeitgestaltungen, die weniger Verantwortung erfordern und in denen die geistige Leistungsfähigkeit wieder regenerieren kann. Die Wahrnehmungssinne zur Ruhe kommen lassen, ist hier eine wichtige Taktik.

Psychischer Stress entsteht ganz besonders dann, wenn ein gestecktes Ziel nicht erreichbar scheint oder wenn Zeitpläne zu eng gesteckt sind. Angst, Anspannung und Nervosität können dann das Denken blockieren. Bei stressbedingten Überforderungssituationen ist es wichtig, die innere Aktivierung herunterzuregeln und zur Ruhe zu kommen, denn Sie verspannt und verkrampft den ganzen Körper. Ohne den nötigen inneren Abstand und das Beruhigen verstärken sich die Stresssymptome immer mehr: Überreaktionen bei nichtigen Anlässen, Bewegungsunsicherheiten und Denkblockaden, Versagen bei dem Versuch, komplexe Probleme zu lösen, denen man sonst gewachsen wäre, sind die Folge.


Sorgsam umgehen mit den Ressourcen

Die Balance zwischen Erholung und Belastung gelingt, wenn die Eckpfeiler der persönlichen Ressourcen stimmen. Je brüchiger diese Eckpfeiler sind, je mehr Säulen ausfallen, um so deutlicher wird das Leben auf eine permanente Krise zusteuern.